Freitag, 20. März 2009

Fabriksken-Blog gestartet...

Woher kommt der Begriff "Fabriksken" ?

Fabriksken ist eine Bezeichnung aus meiner Heimatregion, dem Sauerland, die als Synonym für "kleine Fabrik" genutzt wird.

Gemeint sind damit eigentlich eher "kleinere Unternehmen". Tatsächlich benutzen aber auch insbesondere Unternehmer von größeren Firmen diesen Begriff häufig mit dem Zusatz "mein Fabriksken", wenn sie von ihrem eigenen Unternehmen sprechen. Und tatsächlich: auch wenn es eine Verniedlichung des Begriffes "Fabrik" ist, so bezeichnen in meiner Region auch heute noch viele Unternehmer verschiedener Größe ihre Firma liebevoll als "Fabriksken".

Hinter diesem Begriff verbirgt sich aber nicht nur historisch viel mehr, als nur eine Bezeichnung für den Ort der täglichen arbeitsamen Mühen:

Wenn jemand von einem "Fabriksken" spricht, dann verbindet er damit auch eine Art und Weise, in der mit diesem "Fabriksken" umgegangen wird. In der globalisierten Welt würde diese Art und Weise wahrscheinlich nur mit einem "kopfschütteln" quittiert.

Das "Fabriksken" ist für diese Unternehmer, die davon sprechen, aber auch für deren Arbeitnehmer, ein Teil von ihnen selbst. Deshalb sind auch "Umgangsformen", Verantwortung, Treue, Einsatz der gesamten Arbeitskraft, "eines-Tages-mit-den-Füßen-voran-herausgetragen-werden" für diese Menschen kein Thema.

Da wird nicht über "shareholder value" oder "Desinvestition von Humankapital" geschweige denn von "human resources" gesprochen. Der Arbeitnehmer ist da noch Teil des Betriebes. Und genauso sieht er sich auch selbst. Dass dies nicht nur für Unternehmen im Sauerland zutreffen mag, liegt auf der Hand. Auch in anderen Regionen Deutschlands trifft dies für Unternehmer und Arbeitnehmer wahrscheinlich zu.

Ich glaube aber auch nicht, dass dieser Trend weiter rückläufig ist. Spätestens seit der Wirtschaftskrise sind Begriffe wie Treue, Nachhaltigkeit, Langfristigkeit und Verläßlichkeit wieder stark im Kommen.

Wenn jemand von "seinem Fabriksken" spricht, dann bezieht er für mich und die Menschen in meiner Region, diese Begriffe und Werte für seinen Umgang mit diesem lieb gewonnenen Ort der Arbeit mit ein.

  • Ein "Fabriksken" verkauft man nicht an "private equitiy fonds".
  • Ein Unternehmer baut in der Krise in seinem "Fabriksken" nicht einfach so Arbeitsplätze ab, ohne dass es ihm schlaflose Nächte bereitet und er bereits sein eigenes Haus verpfändet hat.
  • Viele "Fabriksken" bestehen in unserer Region schon seit mehr als 100 Jahren. Sie haben teilweise 2 Weltkriege überstanden.
  • Ein "Fabriksken" wird von Generation zu Generation weiter gegeben.
Wie denken Sie über den Begriff "Fabriksken"?
Ich würde mich über Kommentare hierzu freuen.